Zum ersten Male fotografierte ich Menschen und deren Selbststilisierungen beim Carnevale di Venezia 1985. Zu dieser Zeit fand er noch weitgehend unberührt von touristischen Masseninszenierungen statt. Dieses Ersterlebnis damals inmitten der prächtigen Architektur der Serenissima und vor dem Hintergrund der Wasserkanäle und Gondolieri begeisterte mich. Noch im gleichen Jahr präsentierte ich großformatige Bilder dieser melancholischen Masken und Posen in einer Ausstellung im Nürtinger „Vorstadtcafé“, die damals auf großes Interesse stießen.
Nach weiteren Besuchen in der Lagunenstadt auch in jüngster Zeit ist der Zauber der ersten Stunde jedoch gedämpfter. Kommerzialisierung und völlig überfrachtete Kostüme nehmen immer mehr überhand; das früher dominantere, melancholische Element ist zwar auch noch anzutreffen, doch überwiegt inzwischen eher das, was man in Bayern „Gaudi“ nennt: Jux und Tollerei.