Die Poesie des Meeres ist legendär und in der Weltgeschichte der Literatur eine der größten Menschheits-Metaphern. Ob Homer oder Camus, Hemingway oder Bachmann – nahezu alle Literaten waren und sind dem Meer verfallen und schöpfen aus den Anmutungen seiner Farben, Wellen, Laute, Weite unzählige Impulse für ihre Werke. Vielleicht ist das Meer sogar der größte Sehnsuchtsort überhaupt. Dessen existentielle Bedeutung für sein Seelenwohl beschreibt insbesondere Albert Camus mit großer Intensität in seiner Essay-Sammlung „Hochzeit des Lichts“.
«Ja, ich liebe das Meer sehr – diese ruhige Unermesslichkeit – diese wieder bedeckten Furchen des Kielwassers – diese flüssigen Straßen. Zum ersten Mal ein dem Atmen des Menschen angemessener Horizont, ein Raum, so groß wie seine Kühnheit. Ich bin immer hin und her gerissen gewesen zwischen meinem Hunger nach Menschen, der Eitelkeit der Betriebsamkeit und dem Wunsch, mich jenen Meeren des Vergessens anzugleichen, jenem maßlosen Schweigen, das wie der Zauber des Todes ist. Ich habe Gefallen an den Eitelkeiten der Welt, an meinen Mitmenschen, an den Gesichtern, aber neben dem Leben der Welt habe ich einen eigenen Maßstab – das Meer und all das, was in dieser Welt ihm gleicht».
aus A. Camus – Reisetagebücher
«Ich wuchs am Meer auf, und die Armut schien mir kostbar; dann verlor ich das Meer, und aller Luxus erschien mir fortan grau und das Elend unerträglich. Seither warte ich. Ich warte auf die Schiffe der Rückkehr, auf das Haus der Gewässer, auf den hellen Tag…»